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Nonnen und Mönche der alten Dacheindeckung gefunden
Birkholz, 26.09.2010 Öffnung des ehemaligen Turmzugangsn am 21.09.2010 Hintergrund Der Jochbogen ist bedingt durch Risse akut einsturzgefährdet. Dies ist eine Spätfolge der Sprengung des Turmes von 1972. Da 20 Jahre keinerlei Sicherungsarbeiten erfolgten, tat das eindringende Niederschlagswasser (Wärme, Kälte) sein übriges. Bei dem drohenden Einsturz des Jochbogens hätte die Einwölbung zwischen Jochbogen und Trennwand im Turm keine Widerlager mehr und würde ebenfalls einstürzen. Deshalb ist dringender Handlungsbedarf geboten. Allerdings ist nicht erkennbar, wie weit sich die Risse ins Turmmauerwerk fortsetzen. Für eine Sanierung ist dies aber äußerst wichtig. Deshalb erteilte das Brandenburgische Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie, Herr Petzel, die Genehmigung, den zugemauerten Turmzugang zu öffnen. Man erhoffte sich Erkenntnisse, ob in diesem Bereiche ebenfalls Risse vorhanden sind. Turmzugang Beim Bau des Turmes um 1266 wurde ein Turmzugang nach oben geschaffen. Dieser befand sich, vom Langschiff aus gesehen an der linken Ostwand des Turmes. In diesem Bereich war das Mauerwerk des Langschiffes eingezogen, um Platz für den Turmzugang zu haben Im Zuge der Einwölbung im 15. Jahrhundert musste aus statischen Gründen der Einzug des Mauerwerks beseitigt werden. Damit ist nur noch die Hälfte des Turmzugangs vorhanden und demzufolge war er nicht mehr nutzbar. Ein neuer Turmzugang musste geschaffen werden. Diesen schuf man, indem man Innen an der Südwand des Turmes neben der Zwischenwand das Mauerwerk öffnete. Damit stieß man auf den vorhandenen Gang nach oben im Turm. Die Zwischenwand wurde notwendig für die Einwölbung, da diese sich vom Langschiff bis an die Zwischenwand fortsetzt. Öffnen dieses Zugangs Das Lösen der Zumauerung war recht unproblematisch. Es musste nur vorsichtig vorgegangen werden, da der Gang rechts und links vom Eingang voll Schuttablagerungen war. Es mussten ca. 4 m³ Schutt beräumt werden, der an der östlichen Friedhofsmauer zwischengelagert wurde. Nach dem vollständigen Beräumens ist der Erstzugang zum Turm von Innen links vollständig erkennbar sowie die Steintreppen rechts nach oben. Risse sind nicht erkennbar und die Einwölbung des Ganges ist vollständig erhalten. Allerdings ist der obere Teil des Turmzugangs nicht mehr vorhanden, da der Turm an der Südwestseite bis weit unter die Traufe bei der Sprengung wegbrach. Auf dem Foto ist der Aufgang rechts oben gut zu erkennen. Bild aufgenommen am 06.04.1992 (unter Bildmaterial zum Text links) aus der Dokumentation des Restaurators Wieland Geibel Bevor der Turmfuß an der südlichen Seite wieder bis zur Traufhöhe aufgemauert werden konnte, verschloss man den offen liegenden Turmzugang. Zuvor wurde der Aufgang mit Schutt der Sprengung, u. a. auch mit Hinterlassenschaften der Bauarbeiter (vier leere Bierbüchsen) verfüllt. In der rechten Seite des Turmzugangs wurde eine Einritzung eines Namens (?) entdeckt. Ebenso in der linken Seite, aber das war eine kleine Sensation, ist doch unter dem Namen auch noch die Jahreszahl 1690 8 eingeritzt. (unter Bildmaterial zum Text links) aufgenommen von Ulrich Buhrow am 21.09.2010 Entdeckungen Bei der Schuttberäumen wurden u. a. Bruchstücke von Dachsteinen, Mönch und Nonne, gefunden, einige waren sogar noch vollständig erhalten. Diese stammen von einer früheren Dacheindeckung. Es ist nicht auszuschließen, dass diese sogar Reste der ersten Dacheindeckung sind. Weiterhin konnte ein ca. 1,50 m langer Holzbalken, Teil einer Holzkonstruktion, geborgen werden. Auch eine ca. 0,50 m lange Holzbohle kam zum Vorschein. Diese ist allerdings vom Schwamm (?) zerfressen. Auch Bruchstücke späterer Dacheindeckungen (Biber-Dachsteine) befanden sich im Schutt, wie auch Feldsteine unterschiedlicher Größe, die bei der Sprengung in den Aufgang stürzten. Das alles lag zwischen den Mörtelresten. Backsteine konnten ebenfalls geborgen werden (Klosterformat?). Einer dieser aufgefundenen Backsteine war kurios. Vor dem Brennen muss eine Katze über den noch weichen Stein gelaufen sein. Die Katzenpfoten sind klar erkennbar. Erkenntnisse Nach der Sprengung des Kirchturms 1972 konnte ein Treppenstiel geborgen werden, in dem die Jahreszahl 1698 eingeschnitzt war. Er gehörte offensichtlich zur Treppe, die auf die Empore führte. Diese Treppe versperrte nunmehr den Zugang zum Turm. Deshalb war auch dieser Zugang nicht mehr nutzbar und wurde zugemauert. Der Zugang zum Turm erfolgte nunmehr über eine Holztreppe im Turminnenraum. Da im freigelegten ehemaligen Turmzugang die Jahreszahl, nämlich 1690 8 eingeritzt ist, ergibt sich folgende Vermutung: 1690 wurden Wartungsarbeiten am Turmaufgang durchgeführt. Der Handwerker verewigte sich mit der Einritzung seines Namens und der Jahreszahl. 1698 wurde der Turmzugang vermauert, da die Empore in dieser Zeit eingebaut wurde. Der gleiche Handwerker ritzte der Einfachheit halber eine 8 hinter die Jahreszahl 1690. Da noch Reste der hölzernen Stützkonstruktion der Empore vorhanden sind, ließen sich das Fälldatum und der Einbau leicht mittels des dendrochronologischen Verfahrens feststellen. Ein weiterer Nachweis ist, dass die Orgel 1712 ihren Platz auf der Empore fand. Demzufolge musste die Empore also vor 1712 eingebaut worden sein. Jürgen Löffler